5 Stunden Unbekümmertheit
Fünf Stunden gänzlicher Unbekümmertheit konnten die in Bruckmühl aufgenommenen und lebenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine beim Frühlings-Grillfest mit bayerischen Brauchtum und Musik, bei Tänzen und Spielen sowie bei guten Essen und einem ersten „Kennenlernratsch“ genießen und dabei ihre Alltagssorgen für einen Moment vergessen.
Grillfest als Hauptgewinn
Ausgangspunkt war der Hauptgewinn bei einem Preisausschreiben – ein Grillfest für 200 Personen – von Rosemarie und Rudolf Fastenmeier. Aufgrund der eigenen schweren und schicksalshaften Erlebnisse als Kriegsvertriebene vor knapp 80 Jahren, wollte das seit Jahrzehnten fest in Bruckmühl verwurzelte Ehepaar diesen „Jackpot“ an Menschen weitergeben, die ähnliche traurige und traumatische Erlebnisse durchleben mussten. So wurde die Idee für ein Frühlings-Grillfest geboren, zu dem Flüchtlinge eingeladen werden sollen, die ihre ukrainische Heimat wegen der Kriegswirren überstürzt verlassen und ihre Heimat zurücklassen mussten. Dazu waren auch die Gastfamilien der Flüchtlinge eingeladen. Die Gästeliste wurde dazu noch durch einige handverlesene Mitglieder von Ortsvereinen ergänzt, die sich seit Jahren im Gemeindebereich karitativ und sozial engagieren.
„Zusammenhalten und zusammenstehen
Unter dem Motto „Zusammenhalten und zusammenstehen, sich die Hände helfend reichen, füreinander einstehen, und dies ganz besonders in schweren Zeiten“, organisierten der Trachtenverein D’Wendlstoana Bruckmühl, die Freiwillige Feuerwehr Bruckmühl und der Soziale Arbeitskreis sowie die Asylhilfe Bruckmühl – mit Unterstützung der Marktgemeinde – das Frühlings-Grillfest auf dem idyllischen Parkgelände beim Volksmusikarchiv. Als „Chef-Koordinator“ fungierte dabei Alt-Bürgermeister Franz Heinritzi.
“Unsere Bayerischen Bauern”
Das von der Familie Fastenmeier gewonnene Preisausschreiben wurde von dem eingetragenen Verein “Unsere Bayerischen Bauern” initiiert. Letzterer sorgte auch dafür, dass die Speisen und Getränke aus dem Gewinn von regionalen Geschäften und Betrieben aus dem Bruckmühler Raum bezogen wurden. „Dies gehört zu unserer Vereinsphilosophie und zu unserem Selbstverständnis der Aktion“, verdeutlicht Katrin Donauer vom federführenden Verein.
Bewirtung und Grillstand
Die Bewirtung und der große Grillstand liefen über die Mitglieder des Trachtenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr. Der Soziale Arbeitskreis spendete dazu ein großes Kuchenbüfett. Um Sprachbarrieren zu mindern, kümmerte sich die Asylhilfe um die entsprechenden Ansprechpartner und Übersetzer. „Wir wollen das Frühlings-Grillfest gerade auch als große Chance der Integration nutzen“, bringt Alt-Bürgermeister Heinritzi den Kerngedanken der Veranstaltung auf den Punkt.
Auftritte waren die Attraktion
Die Auftritte des Trachtenvereins „D’Wendlstoana“ waren die Attraktion für die ukrainischen Gäste. Beim so genannten „Auftanz“ waren sämtliche Sprachbarrieren sofort verflogen. Jung und Alt, Groß und Klein fasste sich spontan bei den Händen und marschierte zur Musi von Ziachspieler Franz Kurz hinter dem „Taktgeber“ und 1. Vorplattler der Trachtler, Marinus Rumpel, hinterher. Die sich kreuzenden Laufwege und Formationswechsel führten zu immer neuen Partnerwechseln und sorgten für ein buntes und vor allem lustiges Miteinander und gewolltes Durcheinander.
Live Musik mit Spontanauftritten
Live-Musik von Gitarrist Harald Höschler und Spontanauftritte der Blaskapelle Bruckmühl waren die viel beklatschten musikalischen „Brückenbauer“. Darüber hinaus wurden beim Ratsch, teils mit Händen und Füßen, auch die ersten zarten Bande zwischen den Bruckmühlern und Ukrainern geknüpft.
Dementsprechend positiv fiel das Fazit gegen 17 Uhr von allen Seiten und Beteiligten aus: “Auch wenn die Veranstaltung organisatorisch ein „Schnellschuss“ war, war sie ein voller und durchschlagender Erfolg. Es hat irre viel Spaß gemacht“.
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O-Töne zum Frühlings-Grillfest
“Die gute Stimmung sagt alles über das Fest aus. Die Gäste wurden von Allen mit offenen Armen aufgenommen und mit großer Freundlichkeit begrüßt. Schön war es, dass die Ukrainer beim Tanzen aktiv mit eingebunden wurden. So konnten sie für eine Zeit ihre Sorgen und Nöte vergessen.”
Grigory Resnikov, 50 Jahre
wohnhaft Bruckmühl, Übersetzer und Deutschlehrer
“Wir haben hier sehr angenehme Stunden verbracht. Wir konnten einfach unsere Gedanken mal in eine andere, positive Richtung lenken. Die herzliche Aufnahme war echt toll. Der Tanz mit dem Trachtenverein war ein großes Erlebnis, als wenn wir dazu gehören würden. Die Gastfreundschaft war super, Dankeschön.”
Lubov Dmytryshvna, 38 Jahre
wohnhaft in Valley, geflohen aus Nikolaev
“Das Frühlings-Grillfest war eine hervorragende Aktion. Der ganze Nachmittag war von Beginn an total harmonisch. Es gab keine großen Berührungsängste von beiden Seiten. Ein tolles Miteinander. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Besonders bei den Kids hat man gemerkt, wie viel Spaß die miteinander hatten, ohne Angst in den Gesichtern.”
Nadejda Lederer, 41 Jahre
wohnhaft in Bruckmühl, Dolmetscherin und Deutschlehrerin
“Das war ein tolles Fest, mit dem wir den Menschen aus der Ukraine ein Lächeln ins Gesicht zaubern und etwas von unserem bayerischen Brauchtum zeigen konnten. Dazu hat sicher auch unser „Auftanz“ beigetragen, bei dem so viele Mitgemacht haben. Ein großer Dank geht aber auch in Richtung der Gastfamilien und ihr Engagement.”
Christina Greiner, 23 Jahre
wohnhaft Bruckmühl, Mitglied beim Trachtenverein, Personalkauffrau
“Hier habe mich hier sofort wohl gefühlt. Der Empfang war so herzlich. Es hat auch gutgetan, dass wir uns mit den anderen Flüchtlingen aus der Ukraine in entspannter Umgebung treffen und austauschen konnten. Etwas von der bayerischen Tradition mit der Tracht zu sehen und miteinander zu tanzen war schön. Es hat gutgetan.”
Elena Tkachuk, 30 Jahre
wohnhaft Bruckmühl, geflohen aus Uman
Text + Fotos: Torsten Neuwirth
